filmseminarAm Montag, 07.11.2016, nahm die Q2 – wie jedes Jahr und im Kanon des Faches Geschichte am KKG fest verankert – an einem Seminar zu Jud Süß teil. Der als „nur unter Vorbehalt“ freigegebene und von der Friedrich-Wilhelm-Murnau Stiftung verwaltete Film wurde mit einer Begleitung des Medien- und Religionswissenschaftlers Herrn Michael Kleinschmidt, welcher die filmischen Mittel der Propaganda herausstellte, vorgeführt. Der von Goebbels in Auftrag gegebene Film, der 1939 in die Kinos kam, ist bis heute einer der meist gesehenen deutschen Filme. Damals sahen ihn ca. 20 Millionen Deutsche im Kino. Zum Vergleich: Selbst den ersten Harry Potter Film sahen nur ca. 12 Millionen Deutsche.
Der große Erfolg des Filmes resultierte vor allem aus der guten Unterhaltung der Zuschauer*innen. Der Film war technisch und gestalterisch für die damalige Zeit sehr gut gemacht und auch heute fanden es viele Schüler*innen noch interessant, waren aber natürlich gleichzeitig in der Lage den Antisemitismus aufzudecken, der für die damalige Zeit nur subtil eingesetzt wurde.

Bei der Nachbesprechung sagten viele, dass für sie der Antisemitismus sehr offensichtlich war, aber dass natürlich gleichzeitig der Film damals auf ein ganz anderes Publikum traf, in dem Antisemitismus bereits tief verankert war. Damals wurden Aussagen wie „Das ist doch so eine richtige Judenidee“ oder die Aussage „Sie fallen wie die Heuschrecken über die Stadt“ als vollkommen vertretbar angesehen. Solche Aussagen zogen sich ebenso durch den Film wie auch produzierte Bilder, so zum Beispiel auch die jüdische Hauptperson Joseph „Jud Süß“ Oppenheimer, welche durch das Guckloch einer Teufelsmaske gefilmt wurde.
Herr Kleinschmidt entlarvte viele dieser Methoden und beeindruckte uns Schüler*innen durch sein souveränes und spannendes Auftreten. Interessant war auch das Aufzeigen der subtilen Manipulation, die uns so gar nicht aufgefallen war. Im Gegensatz zu den für uns klar erkennbaren antisemitischen Aussagen, waren wir hier auf die Mittel der Propaganda hereingefallen. Durch das Aufzeigen dieser, wollte Herr Kleinschmidt auch auf noch heute existierende Manipulationen in Filmen hinweisen (interessant hier auch der Vergleich des Bildes der „Heuschrecken“ zu dem heutigen Begriff des „Flüchtlingsschwarm“ oder der „Flüchtlingswelle“). In dem Sinne stellte der Film sowohl eine Ergänzung zu der gerade in den Geschichtskursen stattfinden Diskussionen rund um die NS-Propaganda und Antisemitismus als auch ein Anstoß zur selbständigen Meinungsbildung und des selbständigen Hinterfragens hinsichtlich des heutigen Medienkonsums dar.

von Therese Kah (Q2, LK Geschichte)